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Impuls zum 17. August 2025

Zum 20. Sonntag im Jahreskreis

Von Veronika Hüning (Höhbeck im Wendland), pax christi Diözesanverband Hildesheim

Entschieden für Frieden

Lied: Suchen und fragen (GL 457)

Eine Zumutung
Wenn wir – gerade als friedensbewegte Menschen – das Evangelium des heutigen Sonntags lesen, das uns von Lukas überliefert wurde (Lk 12, 49-53), dann könnte uns der Atem stocken. „Meint ihr, ich sei gekommen, um Frieden auf die Erde zu bringen? Nein, sage ich euch, nicht Frieden, sondern Spaltung.“

Das sollen Worte Jesu Christi sein, den wir als Friedensfürsten feiern? Der gesagt hat: „Selig die Friedensstifter.“ Der seinen Jüngerinnen und Jüngern bei den nachösterlichen Begegnungen immer wieder den Frieden zugesagt hat: „Frieden hinterlasse ich euch!“

In mir sträubt es sich, wenn ich Jesus Christus als Spalter sehen soll. Ihn, der Nächstenliebe gepredigt hat, sogar die Liebe zu den Feinden. Der Aussätzige umarmt, mit Verachteten gegessen, Gemeinschaft mit Ausgestoßenen gestiftet hat. Spaltung ist ja ein negatives Wort für uns. Spaltungen wollen wir nicht, nicht in unseren Familien und Freundeskreisen, nicht in unserer Gesellschaft, nicht zwischen den Völkern in der Welt. Gespaltene Familien – das klingt nach Neid und Eifersucht, nach Streit. Gespaltene Gesellschaft: Die Kluft zwischen Ost und West konnte noch nicht überwunden werden, ebenso wenig die Polarisierung zwischen den sogenannten Linken und den Rechten. Gespaltene Welt – eine traurige Realität, weil Arm und Reich immer weiter auseinanderklaffen, weil Machtblöcke um die Vorherrschaft kämpfen, oft mit tödlichen Waffen. Das kann Jesus doch nicht wollen! Das kann er nicht gemeint haben.

Feuertaufe
Jesus spricht vorher davon, dass er eine „Taufe“ ersehnt, die noch nicht vollzogen ist. Dabei denke ich an seinen Kreuzweg, seinen Tod, seine endgültige Hingabe aus Liebe zu den Menschen und in Treue zu seiner Sendung. Vielleicht, weil vorher von „Feuer“ die Rede ist, denke ich an eine „Feuertaufe“, eine schwere Bewährungsprobe, die Jesus bestehen muss. Ich denke an sein Gebet in Todesangst am Ölberg, von dem er schweißgebadet und doch neu gestärkt aufsteht.
Und was hat es mit dem Feuer auf sich, das Jesus auf die Erde werfen will? Damit könnte unsere „Feuertaufe“ gemeint sein. Davon spricht der Evangelist Matthäus, als er den Täufer Johannes sagen lässt: „Er – der Messias – wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ (Mt 3,11) An der Stelle ist auch von „Spaltung“ die Rede: der Trennung von Weizen und Spreu durch Christus. D.h.: Auch wir müssen uns bewähren; unsere Friedensarbeit soll fruchtbar sein wie die Ähren des Weizens und soll nicht wie Spreu im Wind verwehen. 

Gebet I
Gott, der du die Liebe bist! Wenn wir uns in der Welt umschauen, sehen wir viel Gewalt, wir sehen Elend und Ohnmacht. Aber wir wollen nicht verzweifeln und nicht resignieren. Wir wissen dich an unserer Seite, wenn wir uns bemühen, Konflikte zu lösen, wenn wir Gemeinschaft suchen, auch mit Andersdenkenden, wenn wir neue Anstöße erfahren, die uns aus Bequemlichkeit und Lähmung herausholen.
Wir loben dich, denn du zeigst uns Schritte aufeinander zu, wenn Hass und Streit unser Leben verdunkeln. Du zeigst uns den Weg in eine gute Zukunft, zu Verständigung und Versöhnung. Wir danken dir für deine Begleitung in hellen und in dunklen Stunden. In Jesus Christus bist du uns Freund und Bruder geworden. Amen. 

Zeit der Entscheidung
So lautet die Überschrift über dem heutigen Evangelium. Jesus geht es um die Notwendigkeit, sich zu entscheiden. Zur Zeit Jesu mussten die Menschen sich entscheiden, ob sie Jesus folgen wollen oder nicht. Das hat zu Spaltungen geführt, zu schmerzhaften Trennungen in den Familien. Wer mit dem Wanderprediger Jesus mitgehen wollte, musste sich von seinen Liebsten verabschieden. Solche Entscheidungen konnten Trennungslinien mitten durch die Familien ziehen, Vater und Sohn entzweien, Mutter und Tochter. Die jüdische Gemeinschaft wurde gespalten: gesetzestreue Pharisäer und einflussreiche Sadduzäer auf der einen Seite, die Jünger und Jüngerinnen Jesu mit ihrer neuen frohen Botschaft auf der anderen Seite. Die kleine Gemeinschaft, die Jesus nachfolgte, hatte sich entschieden – für ihn, für seine Verheißung eines Gottesreiches, das Befreiung und Gerechtigkeit bedeutet.

Diese Entscheidung müssen auch wir treffen. Wem wollen wir folgen? Denen, die Bedrohungsszenarien entfalten und Konflikte mit Gewalt lösen wollen? Denen, die Reichtum und Macht zum höchsten Glück auf Erden erklären? Oder dem Jesus von Nazareth, der gepredigt hat: „Selig, die keine Gewalt anwenden“? Der uns aufgefordert hat, den Hungernden zu essen zu geben und die Fremden aufzunehmen? Wenn wir uns Jesus anschließen, können wir nicht mit denen einig sein, die es in Ordnung finden, andere abzuwerten, zu bedrohen oder zu verletzen.

Gebet II
Lebendiger Gott! Wir danken dir, dass du uns zur Entscheidung rufst: Wem wollen wir vertrauen? Wie wollen wir leben?
Du schaffst Klarheit in uns über das, was einem guten Miteinander dient und was nicht. „Entschieden für Frieden“ wollen wir sein. Du ermutigst und stärkst uns, wenn wir den Kriegsparolen widersprechen und Widerstand leisten gegen immer mehr todbringende Waffen und heillose Kriegstüchtigkeit.  
Du allein bist der Herr, dem wir folgen wollen. Du schenkst uns Lust am Leben. In deiner Kraft handeln wir – für mehr Gerechtigkeit und Frieden. Amen.
  
Feuer, das die Nacht erhellt
Was für ein Feuer kann es sein, das Jesus auf die Erde bringen wollte? Feuer kann ja verheerend sein. Wir haben die Bilder von den Waldbränden der letzten Jahre klar vor Augen. Aber Feuer ist auch etwas Wunderbares. Es wärmt und leuchtet. Und es verbrennt, was unbrauchbar geworden oder sogar schädlich ist. Mit großem Vergnügen haben wir nach dem Abitur unsere Hefte verbrannt. Pflanzen, die von hartnäckigen Schädlingen befallen sind, sollen nicht auf den Kompost, sondern ins Feuer geworfen werden. 

Wunderbar ist erst recht das innere Feuer, das Menschen haben können. Es bedeutet Begeisterung für eine gute Sache, Leidenschaft für einen geliebten Menschen oder für ein wichtiges Ziel. Ich glaube, es ist auch ein solches Feuer, das Jesus auf die Erde bringen wollte. Dafür hat ihn sein Vater gesandt. Dass er das Feuer der Liebe in den Menschen entzündet. Wenn Jesus sagt: „Wie froh wäre ich, es würde schon brennen“, dann hat er vielleicht an die Spreu gedacht, die verbrannt werden soll, das Unfruchtbare, Bosheit und Rachegelüste. Vielleicht hat er aber auch an die ansteckende Kraft seiner Liebe gedacht. Seine Liebe galt ja gerade den Schwächsten in der Gesellschaft, den Armen und Unterdrückten. Wenn dieses Feuer Jesu noch heute und in Zukunft brennen soll, dann müssen wir es verbreiten. Dorthin, wo es besonders dunkel und kalt ist.

Und wenn es Spaltungen sind, die uns bedrücken und dem Zusammenleben schaden, dann kann das Feuer Jesu vielleicht bewirken, dass wir bewegt werden, wieder aufeinander zuzugehen, miteinander zu sprechen und uns zu versöhnen.

Segen
Bleibe bei uns, Gott! Wohin der Weg auch führt. Durch Tag und Nacht. Durch Angst und Sorgen. Du bist der Gott, der mit uns geht. So stellen wir uns unter deinen Segen. Behüte uns: du Vater, du Sohn Jesus Christus, du Heilige Geistkraft. Amen.

Lied: Wenn wir das Leben teilen (GL 474) oder Herr, du bist mein Leben (GL 456)